Ey ey ey Bandidos oder unsere einwöchige Tour durch Panamas Ämter

Wir wurden also tatsächlich in Santa Catalina bestohlen. Vorab muss man sagen, dass das überall hätte passieren können und für diese Region völlig untypisch ist – was wir auch an der Ahnungslosigkeit der Behörden merkten. Aber trotz diesem ärgerlichen Vorfall bzw. sogar deswegen lernten wir so viele nette Menschen kennen, die wir sonst nie getroffen hätten.

Am Donnerstag nach dem Mittagessen gingen wir an den Strand und in einem unaufmerksamen Moment muss jemand unseren Rucksack samt Reisepässen, zwei iPhones und meiner Canon Camera gestohlen haben. Als wir das bemerkten liefen wir sofort zu Leon, der sich auch gleich mächtig ins Zeug legte. Wir suchten den ganzen Strand ab, in der Hoffung, jemand hätte wenigstens unsere Reisepässe weggeworfen – nichts. Während Kilian und Leon die anderen informierten rief ich die deutsche Botschaft an. In solchen Fällen braucht man den Report der Polizei, Kopien der Reisepässe, die Geburtsurkunde und ein neues Passfoto. Ein junges Pärchen aus dem Hostel, Denis uns Ines, boten uns ihre Hilfe als Übersetzer an, sonst wäre die Kommunikation wohl komplett gescheitert. Denis engagierte sich mächtig bei der Suche und durchforstete mit uns noch stundenlang die Gegend.

Dem Polizist des Ortes schien die Situation aber völlig neu zu sein. Über das MacBook zuhause konnten wir sogar das Handy orten, aber nicht finden. Nachdem die Formulare des Polizisten ausgefüllt hatten, weigerte sich dieser, uns eine Kopie auszuhändigen. Er wurde sogar wütend, als wir es fotografieren wollten und schickte uns zur Polizei in Santiago. Am Abend saßen wir noch mit Freunden Leon’s zusammen, die uns sofort ihre Hilfe anboten und versprachen die Augen offen zu halten. Auch andere Dorfbewohner, die von unserer Misere erfuhren, halfen sofort. Mit Leon sind wir noch in Kontakt und dürfen ihn jetzt einen Freund nennen.

Am nächsten Tag ging es also mit dem Bus nach Santiago, wo unsere Odysee beginnen sollte. Ines begleitete uns noch mit zur Polizei, um wieder zu übersetzen. Nach einem ewigen Hin und Her konnten diese aber nichts tun und schickten uns weiter zum Ministerio Publico. Dort dasselbe und der Auftrag zum Migrationsamt zu gehen, um dann wieder zum Ministerio Publico mit den Dokumenten zurückzukehren. Dort erzählten wir wieder unsere Geschichte und wurden aufgefordert zu warten. Im Wartebereich kamen wir ins Gespräch mit Paul aus New York, der schon seit 40 Jahren in Panama lebt. Auch er half uns mit der Kommunikation. Als er erfuhr, dass uns auch die Handys gestohlen wurden, öffnete er seine Tasche und gab uns zwei iPhone 5. Einfach so, um uns zu helfen – das würde in Deutschland nie passieren. Auf diesen Handys schreibe ich jetzt auch den Blog, meine Kamera vermisse ich aber trotzdem schmerzlich. Letztendlich konnte auch das Migrationsamt nichts für uns tun und sie schickten uns wieder weiter zu einem Amt in Panama City.

Jetzt mussten wir also die Province Verguas verlassen – ohne jegliche Dokumente. Damit galten wir als illegale Einwanderer, zum Glück kamen wir in keine Polizeikontrolle. Da wir wirklich nicht mehr wussten wohin und die Botschaft, mit der wie noch in Kontakt waren, uns auch wieder woanders hinschicken wollte, suchten wir die Polizeistation für Touristen auf. Diese befindet sich in der Altstadt Casco Viejo. So viel wie dort hatte uns noch keine Behörde geholfen. Sofort kümmerte sich ein Polizist, der auch englisch konnte, um uns. Er nahm unsere Daten auf und verständigte seinen Chef. Er organisierte ebenfalls einen Termin im Ministerio Publica in Panama City. Bis er seinen Report ausgefüllt hatte, durften wir im Aufenthaltsraum der Polizisten Harry Potter schauen. Er versicherte uns mehrmals, das er sich kümmere und wir sicher seien. Im Polizeiauto fuhren wir dann zum Ministerio Publico, füllten Formulare aus und erhielten endlich das Dokument, das wir für die Botschaft benötigen. Sie zeigten uns auch gleich, wo die nächsten Ämter liegen die, wir aufsuchen müssen.

Ein paar Tage darauf hatten wir dann den Termin bei der deutschen Botschaft, im obersten Stock des World Trade Centers in Panama City. Die Botschafterin sprach perfekt deutsch mit uns und war wirklich nett, hilfsbereit und mitfühlend. Wir füllten die Anträge aus und mussten nur noch auf die Bestätigung aus Deutschland warten – da war natürlich gerade Feiertag in Bayern. Am Tag darauf war aber auch die Antwort aus Deutschland eingetroffen und wir konnten endlich den vorläufigen Reisepass abholen. Damit war das geschafft.

Dann brachen wir zu einem kleinen Roadtrip in den Dschungel auf. Schnell merkten wir aber, dass die Grenzschutzbeamten von unserem Reisepass ohne Stempel nicht viel hielten. Stempel haben in Mittelamerika eine viel größere Bedeutung.. Zurück in Panama City versuchten wir den Polizei Report für die Versicherung zu bekommen, doch auch jener sollte uns nicht ausgehändigt werden. In einem anderen Amt füllte dann eine Dame einen neuen Zettel aus, mit dem sie uns wieder weiter schickten, in ein noch größeres Amt für Migration. Und dann endlich – nach langem erklären und diskutieren – bekamen wir auch einen Stempel, der zeigt dass wir im Land registriert sind.

Handys hatten wir ja bereits geschenkt bekommen, trotzdem hab ich es nicht eine Woche ohne Kamera ausgehalten. Das Angebot in Panama ist begrenzt, aber ich habe eine gute Übergangslösung gefunden. Damit geht es jetzt auf, weiter in Richtung Bocas del Toro. Wir haben durch den Diebstahl so viele neue Menschen kennengelernt, die uns zu sich eingeladen haben (nach Kanada oder Hawaii), dass es Nachhinein auch zu einem wichtigen Teil des Trips zählt.

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